Damit, Religion als „Opium des Volkes“ zu bezeichnen, hatte Karl Marx nicht nur zu seiner Zeit recht, sondern es scheint sich bis heute zu bewahrheiten. „Wer regelmäßig zum Gottesdienst geht, leidet weniger unter einem Jobverlust“ titelt der idw eine Pressemitteilung über das Resultat eines Forschungsprojektes der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
21. Mai 2015 at 8:02
er hat nicht nur seinen job, sondern eventuell auch sein ich verloren.
21. Mai 2015 at 9:08
Mir ist durchaus klar, wie eine gelebte Religionszugehörigkeit negative Ereignisse im Leben abmildern kann. Und genau das hat Marx kritisiert. Dass (unverschuldeter) Jobverlust heute etwas ganz Normales ist, ist ein Skandal in einer zivilisierten Gesellschaft. Dass heute nur noch einer von vier Arbeitsverträgen das ist, was wir früher unter einem regulären Arbeitsvertrag verstanden (Vollzeit, unbefristet), ist ein Skandal. Menschen zu raten, sie sollten doch in eine Kirche oder in die Moschee gehen, um mit ihren prekären Lebensverhältnissen besser klarzukommen, ist ebenfalls ein Skandal.
21. Mai 2015 at 11:39
Karl Marx hat gesagt, Religion sei „Opium für das Volk“, weil er um die missbräuliche Wirkung und Instrumentalisierung der Kirche zu Herrschaftszwecken wußte.
Die Religion und Gott wurden im Laufe der Geschichte immer von denjenigen, die im Besitz der Macht waren instrumentalisiert und wegen eigennütziger Interessen gegen die Menschen mißbraucht.
Zu diesem Zwecke wurde von der Kirche, die oft mit den Machthabern in Personalunion verbunden war und diesen zumindest als Mittäter zur Seite stand ein Gott mit einem autoritären Charakter in die Welt gesetzt. Dieser war ein Vatergott, der erbarmungslos, gebieterisch, verurteilend und rächende Eigenschaften besaß und dem die mütterlichen Merkmale von Güte und bedingungsloser Liebe abhanden gekommen sind.
Die Demagogen und Potentaten hatten ein leichtes Spiel, den Menschen im Namen Gottes, Flöhe ins Ohr zu setzen und ihnen mit einem billigen Heilsversprechen in der fernen Zukunft die Glückseligkeit im Himmel zu versprechen oder drohten bei Ungehorsam mit der ewigen Verdammnis. Insofern waren Gott und die Religion die idealen Machtinstrumente in den Händen der Obrigkeit.
Wer heute noch in die Kirche geht, braucht andere Opiate, um sein Bewußtsein zu vernebeln. Heute ist nicht die Religion sondern die Politik „Opium für das Volk“.
21. Mai 2015 at 13:52
Darin, dass die Kirche von den Machthabern instrumentalisiert wurde, stimme ich Dir zu. Allerdings ist sie keine Erfindung der Machthaber. Der Glaube – in welcher Urform auch immer – war da, bevor er als Druckmittel missbraucht werden konnte. Und der Glaube ist bis heute eine Art Beruhigungspille, ein Verschieben des gerechten Ausgleichs ins Jenseits, ein Mittel gegen den Schmerz, den das Leben uns zufügt. Es ist immer noch die Kirche, die den Menschen sagt, ihr Leben habe einen Sinn, und sei es nur der, ein Prüfung für andere Menschen zu sein. Und hierin stimme ich Dir nicht zu: DAS ist der Politik noch nicht gelungen. Sie ist weder berauschend noch schmerzlindernd. Sie ist eher ein ernüchterndes Kopfweh.